Annotation |
Ein altmodisches Sujet, jedoch zeitgemäß aufbereitet: Tanja Dückers schreibt einen Familienroman. Im Zentrum steht der soeben gestorbene Vater, der fünf Geschwister aus dem Alltag reißt. Ihre Reaktionen werden geschildert, in lose miteinander zusammenhängenden Szenen werden ihre Abhängigkeiten und Verbindungen porträtiert und beobachtet. Auf Vergangenes wird angespielt und Zusammenhänge werden sichtbar gemacht. Der Vater besaß eine Tierhandlung, ein Geschäft für exotische Tiere wie Wüstenechsen und Wüstenbienen. Dieses Geschäft ging in den 70ern sehr gut, 2002 endete die Firme in der Insolvenz. Die älteste Tochter Sylvia konnte das Geschäft während der Erkrankung des Vaters noch eine Zeit lang aufrechterhalten. Dückers lässt in der Erzählung jedes der Geschwister über die anderen reden, jede der Figuren wird durch die teils kritischen, aber auch liebevollen Augen der anderen betrachtet. Dazwischen stehen Kindheitserinnerungen und oft unangenehme Erfahrungen der Erwachsenen. Die Porträts stehen sehr nahe am realen Leben. Man kann es als originell oder auch befremdlich werten, wenn man in der Geschichte auf allerlei skurrile Formulierungen stößt: "Ich hab dich ziemlich zugetextet"; "Wir sind beide völlig durch den Wind"; "Hinstellerchen"; "unverortbar" oder "quietschgrün". Ansonsten eine faszinierende Literatur. Frithjof Kammerer |