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Rezension: Eigentlich sind es ja nur 26 Buchstaben. Dennoch eröffnen sie LeseanfängerInnen eine neue Welt. Viele Eltern nutzen die Euphorie der ersten Stunde und servieren den Unersättlichen passendes Lesefutter. Als appetitanregend ist hier ein druckfrisches ABC-Bücher-Trio zu empfehlen: Werke von Janosch sind wegen ihres kinderkompatiblen Humors, der auch vor Derbheiten und Zoten nicht halt macht, (fast) immer eine gute Wahl. In seinem "Tausend Bilder Lexikon" gehört zu jedem Buchstaben ein Bild und ein Wort, manchmal auch eine kleine Geschichte. Die ist meist witzig - "Gib Gabi die Gabel, du Gimpel" -, manchmal kryptisch - "Schwein, du Luder, niemals bist du mein Bruder" -, aber immer ein Hingucker. Damit geht Janosch bewusst einen Schritt weiter, als es andere ABC-Bücher tun - das Buch heißt ja auch "Lexikon". Natürlich tauchen auf den fast 100 Seiten die üblichen Verdächtigen aus Janoschs Mikrokosmos auf. Es sorgt für wohligen Wiedererkennungseffekt, wenn wir Bär, Tigerente, Hund und Frosch bei der Erfüllung ihres pädagogischen Auftrags beobachten. Was dabei herauskommt, wenn der wortmächtige Sprachspieler Jürg Schubiger ABC-Reime ersinnt, die von Isabel Pin, der Meisterin surrealer und absurder Bilderwelten, illustriert werden, lässt sich im Bilderbuch "Zebra, Zecke, Zauberwort" bestaunen. Während Schubiger verrückte Zweizeiler wie "Pappeln stehen ernst und stramm, / Purzelbäumen fehlt der Stamm" für jeden Buchstaben erfindet, der am Fuße einer Seite steht, gelingt es Pin in ihren großformatigen Doppelseiten-Bildern, eine gezeichnete Verbindung zwischen je zwei Reimen herzustellen. Die Illustratorin liefert in ihren Traumlandschaften eine geniale, ganz eigene Interpretation des Wortes. "Indien liegt so fern von hier; / in der Tat, nah sind nur wir", textet Schubiger lakonisch, während wir nebenan einen Knaben kennenlernen: "Jakob ist ein froher Junge, / jauchzt aus voller Lust und Lunge." In einer surrealen Szene auf der grünen Wiese treffen dann ein Freizeit-Indianer und ein Jäger, die am Biertisch fernwehtrunken daherschwadronieren, mit dem kleinen Jakob zusammen, der sie vergebens auf am Himmel vorbeiziehende indische Elefanten aufmerksam macht. Zudem sind die Bild(t)räume mit vielen weiteren Motiven angereichert, die auf Buchstaben hinweisen. Am Ende findet man sie als "Zauberwörter" zum Nachschlagen aufgelistet. Gänzlich ohne Worte kommt dagegen "Die ganze Welt von A bis Zelt" der ukrainischen Illustratorin Kateryna Yerokhina aus, die seit einigen Jahren in Deutschland lebt. In ihrem ABC-Buch widmet die Künstlerin allen Buchstaben eigene, seitenfüllende Illustrationen, die gekonnt mit verschiedenen Schreibweisen der Lettern spielen. Im Mittelpunkt jeder Seite thront der jeweilige reich verzierte Buchstabe, um den sich ein Rand-Fries zieht, das Bilder von passenden Dingen versammelt. Mit feinem Aquarellstrich in altmeisterlicher Manier gezeichnet, entsteht so ein klassisch anmutendes ABC-Buch, das aber auch bewusst mit zeitgenössischen Motiven spielt. Neben dem Dampfschiff steht ein Drehsessel, neben Rotkäppchen braust ein Rennwagen daher. Kinder werden die Detailfülle lieben, die Suche nach der Verbindung zwischen Buchstaben und Bildern und das dazugehörige Rätselraten. An der Ästhetik in der Ausführung und den ungewöhnlichen Ideen dieses im wahrsten Sinne künstlerischen Bilderbuchs können sich derweil die Erwachsenen erfreuen. *ag* Heike Byn |
Klasse: 3 Zum Antolin Quiz 
