Odysseus : Listenreich und unbeirrt

Pommaux, Yvan, 2016
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Verfügbar Ja (1) Titel ist in dieser Bibliothek verfügbar
Exemplare gesamt 1
Exemplare verliehen 0
Medienart Buch
ISBN 978-3-89565-254-7
Verfasser Pommaux, Yvan Wikipedia
Beteiligte Personen Klewer, Karl A. [Übers.] Wikipedia
Beteiligte Personen Klewer, Erika [Übers.] Wikipedia
Beteiligte Personen Pommaux, Nicole [Ill.] Wikipedia
Systematik K/Comic/ - GS-Bib Comics
Schlagworte Wissen, Geschichte, Griechenland, Graphic Novel, Antike, Troja, Götter, Odysseus, Homer, Athene, Poseidon, K/Comic/Pom 002
Verlag Moritz
Ort Frankfurt am Main
Jahr 2016
Umfang 76 S.
Altersbeschränkung keine
Auflage 2. Aufl.
Sprache Deutsch
Verfasserangabe Yvan Pommaux. Nicole Pommaux. Erika Klewer ; Karl A. Klewer
Illustrationsang zahlr. Ill. (farb.)
Annotation Quelle: 1000 und 1 Buch (http://www.1001buch.at/);
Autor: Silke Rabus;
Als hätte man das rote Sofa einer Talk-Show vor ein Wandgemälde Géricaults platziert, wird ein Vater in angemessener Gemütlichkeit in Erzählposition gebracht: Der trojanische Krieg ist es, von dem er seinen beiden Kindern berichtet; genauer gesagt: Der Versuch des Odysseus, dem listenreichen Erfinder jenes kriegsentscheidenden Pferdes, von Troja zurück ins heimatliche Ithaka zu gelangen.
Die Zeit - so legt das Schlussbild der Rahmengeschichte nahe - wird damit aus den Angeln gehoben; liegen die Angaben "12. Jahrhundert vor Christus" (Trojanischer Krieg) und "800 Jahre vor Christus" (Homer) doch deutlich jenseits eines für Kinder logisch erfassbaren Zeithorizontes. Da spielt es dann auch weiter keine Rolle, dass auch in der Binnenerzählung kein rechter Zeitbegriff entsteht, wenn das Segelschiff des Odysseus kreuz und quer über das Mittelmeer verweht wird. 10 Jahre: für die zuhörenden Kinder dürfte das in etwa ihre gesamte bisherige Lebenszeit umfassen. Zumindest die geografische Einordnung fällt ein wenig leichter, denn beschlossen werden die Erzählungen des Vaters mit einer schematischen Landkarte, auf der die Schiffswege eingezeichnet sind und die geografischen Positionen mit den legendenhaften Ereignisse in Zusammenhang gebracht werden. Der erzählende Charakter der Rahmengeschichte wird in die Binnenerzählung übernommen: Auch hier wird auf explizite Mündlichkeit gesetzt. Der berühmte Sänger Demodokos hebt zum Heldengesang an, wird aber rasch von Odysseus selbst abgelöst, der am Hof des König Alkinoos von seiner Irrfahrt erzählt. Wenn also in rascher Folge der einäugige Kyklope, der Windbeutel des Äolos, die Zauberin Kirke, der Höhle des Teiresias, die Sirenen und Skylla zur Sprache kommen, schlüpft der Vater in die Rolle des Ich-Erzählers Odysseus. Der Charakter der Irrfahrt wird in diesem erzählerischen Hin und Her noch verstärkt, indem sich der Text scheinbar durch die Illustrationen durchkämpfen und sich Platz schaffen muss - wobei die Illustrationen selbst den Text auf ansprechend unspektakuläre Weise künstlerisch abbilden, aber nicht interpretatorisch auslegen (wollen). Ein wenig atemlos verlässt man schließlich gemeinsam mit Odysseus die Küste des Phäakenlandes (geografisch gesehen Korfu), gelangt (der Vater ist nun wieder auktorialer Erzähler) rasch nach Ithaka und widmet sich im letzten Drittel des Buches der eigentlichen Heimkehr des Helden - die ein wenig splattermäßig gestaltete Entleibung der Werber Penelopes inklusive. Mit einem kleinen romantisierenden Seufzer entlässt man Odysseus und Penelope in ihr Schlafgemach und kann es nun den nachfragenden Kindern der Rahmenhandlung gleich machen; denn der Erzählgestus des Buches legt ja eine Steigerung durch einen Vorleser/eine Vorleserin förmlich nahe. In gemeinsamer Lektüre-Irrfahrt lässt sich in der Folge die Fülle all jener wunderbaren Namen von Göttern und Winden und Riesen und Monstern und Zauberinnen rezipieren. Und wie nebenbei wird man eingeführt in die grundlegenden Handlungssequenzen eines der wohl zentralsten Stücke unserer Literatur- und Kulturgeschichte.
*ag* Heidi Lexe
Der französische Künstler und Autor Yvan Pommaux ist ein aufmerksamer Beobachter seiner Zeit. Mit außerordentlichem Gespür spiegelt er in Bild und Text die Einflüsse gegenwärtiger Medien, souverän vernetzt er unterschiedliche Genres und Gattungen, mit klugem Witz greift er moderne Erzählweisen auf.
Für seine "Rotkäppchen"-Adaption "Detektiv John Chatterton" (Moritz, 1994) erhielt er zu Recht 1995 den Deutschen Jugendliteraturpreis: Textgattungen des Märchens, Comics und Krimis mischen sich hier mit filmischen Techniken, Bildzitate aus der Kunst paaren sich mit ausgefallenen Designs, tierische Protagonisten sind ebenso präsent wie menschliches Figurenpersonal. Immer wieder sorgte Pommaux auch in seinen folgenden Bilderbüchern für Überraschungen, etwa mit "Achtung, Ungeheuer!" (Moritz, 2001), das die medial geprägte Wahrnehmung von Kindern auf ganz andere Art aufnimmt: Begleitet von den Kommentaren und manipulativen Eingriffen zweier Wasserratten aus dem Off der Erzählung erleben ein Mädchen und ein Junge auf einer einsamen Insel die perfekte Inszenierung eines in sich abgeschlossenen Abenteuers. Dieses erinnert nicht von ungefähr an filmische Vorbilder wie "Jurassic Park" oder "Godzilla" und lehnt sich auch ästhetisch an Film und Comic an.
Angesichts dieser Werkgeschichte enttäuscht Yvan Pommaux' Adaption des Odysseus-Stoffes vor allem mit Blick auf die Illustrationen. Zwar umrahmt auch hier eine in der Gegenwart angesiedelte und im Comic-Stil gehaltene Handlung die 2800 Jahre alte Erzählung von Homers Odyssee, der innovativen Gestaltung ist damit aber fast schon Genüge getan. Die von Pommaux' Frau Nicole kolorierten Bleistift- oder Kohlezeichnungen geben sich oft ungelenk, die Figuren wirken eigentümlich altbacken und unproportioniert, die Raum- und Landschaftsdarstellungen erweisen sich als weitgehend traditionell. Einzig die bildnerische Ausarbeitung der Tötungs- und Schlachtszenen irritiert in ihrer Drastik: Blutgetränkte Schwerter, Pfähle und Hakenstangen bohren sich durch die gepeinigten Körper von Odysseus' Männern und setzen auffallend kräftige, rote Akzente innerhalb der ansonsten eher zurückhaltenden Farbgebung. So entstehen immer wieder plakative Bilder, die aufgrund ihrer dekorativen Wirkung eine verwirrende Ausstrahlung haben.
Kindern werden die detailreichen Illustrationen, die Vielzahl von Bildfeldern, die häufig eingesetzten Simultandarstellungen und die fantasievolle Ausgestaltung diverser Untiere sicher gefallen. Etwas mehr Respektlosigkeit vor dem Setting im antiken Griechenland hätte den Illustrationen aber wohl dennoch gut getan!

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Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html);
Autor: Gabriele Doblhammer;
Die abenteuerliche Heimkehr des Odysseus - gekürzt und illustriert. (ab 8) (JM)
Die Odyssee von Homer zu lesen, ist Kindern heute kaum noch zumutbar. Doch gekürzt und illustriert sind die Abenteuer des antiken Helden eine spannende Lektüre. Yvan Pommaux lädt uns in der Rahmenerzählung ein, einem Vater zuzuhören, der seinen Kindern vom Krieg um Troja, von Homer und der Entstehung der Odyssee erzählt. Die Binnenerzählung beginnt auf dem Olymp, wo wir erfahren, dass Odysseus unter dem Schutz der Göttin Athene steht, während der Meeresgott Poseidon ihn verfolgt. Odysseus begegnen wir, als er auf der Insel der Phäaken landet, wo er gastfreundlich aufgenommen wird. Pommaux lässt Odysseus nun selbst erzählen, was er bisher erlebt hat: von den riesigen Kyklopen, von Schiffbrüchen, der Zauberin Kirke, dem todbringenden Gesang der Sirenen und der Nymphe Kalypso.
Die Illustration unterstreicht die Dramatik des Erzählten, arbeitet mit Bildern unterschiedlicher Größe und Comicelementen. Ein Namensverzeichnis und eine Landkarte im Anhang helfen, die Figuren und Orte zuzuordnen. Zeitgemäß vermittelte Weltliteratur für Kinder ab 8.

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Quelle: STUBE (http://www.stube.at/);
Mit Lust an der Narration, einem Namensverzeichnis und einer Landkarte nimmt sich der preisgekrönte Illustrator der klassischen "langen, schönen Geschichte" an, wie es das Mädchen in der Rahmenerzählung auf den Punkt bringt. Sie und ihr Bruder lauschen den Ereignissen, die in der Binnenerzählung zuallererst Odysseus selbst schildert. Trojanischer Krieg und die überlieferte Irrfahrt bei der Heimreise werden in abenteuerlichem Schnelldurchlauf präsentiert, wobei ein b6e besonderer Reiz aus Vielfalt von Namen und Ereignissen entsteht. Diese lustvolle Tour de force wird verschränkt mit einer Bildwelt, die nicht interpretiert, sondern unprätentiös und ohne Scheu vor Drastik den grässlichen Kyklopen, die verlockenden Sirenen und das Seeungeheuer Skylla in den Blick nimmt. Die Vielzahl an Perspektiven, Bildformaten und Schattierungen korrespondiert mit der Fülle des Erzählten und damit mit der Form des Epos.
*STUBE*

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