Der aufblasbare Kaiser : Roman

Ziegelwagner, Michael, 2014
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Exemplare gesamt 1
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Medienart Buch
ISBN 978-3-87134-767-2
Verfasser Ziegelwagner, Michael Wikipedia
Systematik Lit/ - Belletristik nach Autoren A-Z
Schlagworte Roman, Monarchie, Club, Lit/Zie 001
Verlag Rowohlt
Ort Berlin
Jahr 2014
Umfang 248 S.
Altersbeschränkung keine
Auflage 2. Aufl.
Sprache Deutsch
Verfasserangabe Michael Ziegelwagner
Illustrationsang Ill.
Annotation Quelle: LHW.Lesen.Hören.Wissen (http://www.provinz.bz.it/kulturabteilung/bibliotheken/320.asp);
Autor: Margot Schwienbacher;
Eine stramme Bande von monarchistischen Nostalgikern, eine junge Frau mit einem verkorksten Liebesleben und einem verknacksten Knöchel und ein anstehender Jungesellinnen-Abschied bei dem schottische Stripper ihre Kilts fallen lassen sollen: Das sind nur einige der skurrilen Zutaten, aus denen der "Titanic"-Redakteur einen unterhaltsamen, anspielungsreichen, satirischen Debutroman zusammenbraut. Vera Beacher, die 26jährige Hauptfigur, wird - mehr zufällig als geplant - Mitglied einer verschworenen Gemeinschaft von "Legitimisten", die gemeinsam dafür kämpfen wollen, dass Otto von Habsburg wieder österreichischer Kaiser wird. Was ihr mit den trinkfesten, monarchie-seligen, anachronistisch-verschrobenen, liebenswürdigen Männern so alles passiert und wie sie dadurch die Irrungen und Wirrungen des Jungesellinnen-Abschieds besser übersteht, das erzählt der Autor mit viel Lust an Sprachwitz und Slapstick.

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Quelle: Pool Feuilleton;
Offensichtlich haben es die Habsburger seinerzeit so übertrieben mit der Kaiserei, dass selbst nach Generationen der Kaiser-Stoff nur mit Mühe aufgeblasen und Ballonreif gehalten werden kann.
Michael Ziegelwagner stellt in seinem Roman "Der aufblasbare Kaiser" seine Heldin in die Dusche und lässt sie das politische System in Zeitlupe erleben. Vera Beacher stürzt mit einem der längsten Stürze der Literaturgeschichte, während sie den Dusch-Vorhang in Thriller-Manier zu Boden mitnimmt, überlegt sie bereits, wie verkrüppelt sie sein wird und welche Sportart sie mit welcher Behinderung noch wird ausüben können.
Dieser plastische Sturz in die Trivialität ist eine schöne Parabel für alle politischen Amtsträger, die auch im Sturz noch nicht fallen können und sich ausmalen, wie sie als derangierte Machtinhaber die persönliche Zukunft werden bewältigen können.
Die Heldin Vera Beacher überlebt den Sturz beinahe unverletzt und geht ihren gesellschaftlichen Verpflichtungen als 26-jähriges Zeitgeistkind nach, das heißt im Büro ein wenig herumnörgeln und Kollegen verarschen, Shopping als Hochzeitsvorbereitungen der Freundin, am Abend gibt es formidablen Sex, bei dem die Brüste davonzuspringen drohen.
Weil ein Hund so geil aus dem Schaufenster schaut, wendet sich die Heldin anderntags einem Hauseingang zu, wo auf der Klingelleiste ein seltsames Institut aufscheint. Die sogenannten Legi sind Legitimisten, wie ein paar schrullige Herren erklären, als ihnen Vera Beacher einen Spontanbesuch abstattet. Die alten Herren sind sexuell sediert und dennoch erregt, als sich eine jüngere Frau um ihr monarchistisches Treiben kümmert. Bald gibt es Ausflüge, Avancen und jede Menge Stoff.
Darf ein Monarch Funktion und Person trennen? Kann ein Monarch aus der Erbfolge hervor gehen oder müsste er nicht vielmehr gegen seinen Vorfahren putschen, wie es auch dieser getan hat, kann man die Zeit eines Herrschers in Hundejahre umrechnen, damit es mehr wird?
Neben den allgemeinen Erörterungen des Kaisertums und seiner Legitimation direkt von Gott oder was, spielen die Figuren auch diverse Situationen durch. Man hätte seinerzeit Kreisky entführen müssen statt Palmers, dann hätte man zur Monarchie zurückgefunden. Einig sind sich alle, dass die Habsburger zumindest privat ein schlichtes Gemüt haben, das oft nicht einmal für eine Talkshow taugt. Vielleicht sollte man auch eine Mischform des Herrschens einführen, die neue Hymne könnte der Vranitzky-Marsch sein.
Nach diversen Heiratsanträgen und sexuellen Ausritten mit einer kläffenden Vulva ist die monarchistische Luft zumindest bei den Jüngeren wieder heraußen. Eine Option bleibt noch: die Privatmonarchie. Wenn jede aufgeklärte Frau ihre eigene private Queen ist, dann lässt sich in diesem Habitus das näselnde Wiener Gesellschaftsleben wie aus einem Guss herunterbiegen. - Eine seltsam kluge Erörterung einer an sich ziemlich verblödeten Sache!
Helmuth Schönauer

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