Mohnblumen aus dem Irak

Mohnblumen aus dem Irak, 2017
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Exemplare gesamt 1
Exemplare verliehen 0
Medienart Buch
ISBN 978-3-95640-120-6
Beteiligte Personen Pröfrock, Ulrich [Übers.] Wikipedia
Beteiligte Personen Findakly, Brigitte Wikipedia
Beteiligte Personen Rehm, Dirk Wikipedia
Beteiligte Personen Trondheim, Lewis [Ill.] Wikipedia
Systematik Comic - Comics, Graphic Novels, Mangas in versch. Sprachen
Schlagworte Jugend, Frankreich, Alltag, Kindheit, Exil, Irak, Erinnerungen, 1960er-Jahre, Comic 029
Verlag Reprodukt
Ort Berlin
Jahr 2017
Umfang [110] S.
Altersbeschränkung keine
Sprache Deutsch
Verfasserangabe Brigitte Findakly ; Dirk Rehm. Lewis Trondheim. Ulrich Pröfrock
Illustrationsang überw. Ill. (farb.)
Annotation Quelle: 1000 und 1 Buch (http://www.1001buch.at/);
Autor: Ludwig Maximilian Breuer;
Im Irak sind es die Männer, die einkaufen gehen. Eigentlich lernt man ja nie aus, und Erinnerungen legen sich hin, wo sie gerade wollen. In Brigitte Findaklys und Lewis Trondheims Mohnblumen aus dem Irak passiert genau das: Findakly lässt Rezipierende an ihren Erinnerungen an den Irak teilhaben. Und diese wiederum lassen sich in kein chronologisches Muster zwängen. So wirken die kleinen Szenen, die bildlich präsentiert werden, wie Cartoon-Strips in sich kohärent, ergeben aber erst durch den Text ein großes Ganzes, wirken ohne ihn verloren und wenig schlüssig. Ein Erinnerungsfetzen führt zum nächsten, ein politisches Ereignis in der Vergangenheit zu Erzählungen ihrer Eltern in der Gegenwart. Lesende springen vor allem zwischen Frankreich und Irak, zwischen Gegenwart und Vergangenheit eben genau so, wie die Gedanken der Protagonistin. Die Erzählweise wird zu einer Herausforderung, nur wenn man sich darauf einlässt, ergibt sich ein stimmiges Bild, aus dem man viel über Familien, Hoffnungen, das Älterwerden und natürlich über den Irak erfahren kann. Die Bildebene, gezeichnet von Trondheim, wirkt in diesem Comic eher unterstützend als erzählend. Die Geschichte wird selten über die Panels, sondern meist von der Erzählstimme voran- bzw. zurückgetrieben. So findet sich auch kein Rahmen um die Panels, sie heben sich nur durch die Farbe der Objekte bzw. des Raums vom weißen Hintergrund ab. Die Figuren sind grob und karikativ gezeichnet, was dem vielleicht kindlichen Ich des Textes entspricht, aber vor allem dem Schemenhaften des Erinnerns. Besonders die Kolorierung von Findakly selbst gibt den Bildern wiederum eine starke Unmittelbarkeit, holt das Vergangene in die Gegenwart, in das Buch zurück. Diese Authentizität wird unterstützt durch Fotos, die das Buch quasi in Kapitel aufteilt. Lesenswert, wenn man keinen roten Faden sucht, den narrativen Stil sowohl auf der Text- als auch auf der Bildebene mitgeht, und damit der Protagonistin auf ihrer Erinnerungsexpedition folgt.

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Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html);
Autor: Sandra Brugger;
Blitzlichter irakischer Zeitgeschichte und eine humorvoll-tiefgründige Graphic-Novel-Autobiografie. (BO)
Brigitte Findakly (*1959), Christin sowie Tochter einer Französin und eines irakischen Zahnarztes, erzählt in dieser Graphic Novel von ihrer Kindheit in Mossul. Nachdem 2015 die antiken Stätten von Nimrud, die sie als Kind oftmals besuchte, durch IS-Truppen zerstört wurden, beschließt die Grafikerin, sich mit dieser Arbeit erstmals als Autorin zu betätigen. Humorvoll berichtet sie von ihrer unbeschwerten Kindheit, fügt Zwischenkapitel mit dem Titel "Im Irak" ein, um kulturelle Eigenheiten darzulegen, und stellt immer wieder Bezüge zur Gegenwart her. Ihre Familiengeschichte verknüpft sie mit der Zeitgeschichte ihres Vaterlandes. Kleine Interventionen machen sichtbar, wie sich die politische Situation verschlechtert. Zum Beispiel kommt 1970 ihr Bruder nach Frankreich ins Internat, um der von der Baath-Partei eingeführten "Volksarbeit" zu entgehen. Der Vater, der als Arzt beim Militär arbeitet, ist zusehends mehr Repressalien ausgesetzt, sodass er 1972 beschließt, den Irak zu verlassen. Doch der Neustart in Frankreich fällt der Familie nicht leicht, zumal neben sprachlichen Barrieren die Diplome des Vaters nicht anerkannt werden. Schließlich kämpfen sie sich durch. Besuche in der alten Heimat und die Zuspitzung der politischen Situation machen ihnen schmerzlich bewusst, welches Glück sie trotz allem haben.
Trotz der ernsten Thematik wirkt die Geschichte leichtfüßig, die Informationen zur Zeitgeschichte des Irak sind anschaulich dargestellt, am Umschlag gibt es zudem eine Zeitleiste zur Geschichte des Iraks. Die farbenfrohen, fröhlichen Illustrationen werden um schwarz-weiße Familienfotos der Autorin ergänzt. Diese fantastische Graphic Novel empfiehlt sich für Menschen ab 12 Jahren, die sich für Geschichte, Politik oder Biografien interessieren und stellt eine Bereicherung für jede (Schul-)Bibliothek dar!

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