Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß

Präkels, Manja, 2018
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Medienart Buch
ISBN 978-3-95732-272-2
Verfasser Präkels, Manja Wikipedia
Systematik 9/ - Jugendbücher 14-18 Jahre
Schlagworte Freundschaft, Gewalt, Roman, Alltag, Fremdenfeindlichkeit, Jugendbuch, Kind, Kleinstadt, Wiedervereinigung, Deutscher Jugendliteraturpreis, Rechtsradikalismus, Politischer Wandel, Deutschland <DDR>, Jugendbande, 9/Prä 001
Verlag Verbrecher Verlag
Ort Berlin
Jahr 2018
Umfang 230 S.
Altersbeschränkung keine
Auflage 5. Aufl.
Sprache Deutsch
Verfasserangabe Manja Präkels
Annotation Quelle: 1000 und 1 Buch (http://www.1001buch.at/);
Autor: Christina Pfeiffer-Ulm;
Im Roman Deutschboden hat Moritz von Uslar dem Ort Zehdenick in der Brandenburgischen Provinz bereits ein umfassendes Porträt gewidmet. Sein Blick in den Osten, auf Arbeitslosigkeit, Neonazis und fehlende Perspektive war der eines distanzierten Beobachters. Manja Pränkels hingegen, die den Namen Zehdenick in ihrem vieldiskutierten autobiografischen Roman nur dürftig kaschiert, kommt selbst aus diesem Ort und erinnert sich an die Zeit nach der Wende. Als vorgeschobene Ich-Erzählerin fungiert Mimi, die sich in ihrer Kindheit mit Oliver anfreundet und das ländliche Kinderleben zelebriert Katzen jagen und heimlich Schnapskirschen essen. Nach dem Bruch ihrer Freundschaft vollzieht der nun jugendliche Oliver die Verwandlung zu Hitler und führt rechtsradikale Attacken an. Mimi versucht die Stimmung in deutliche Sprache zu fassen: Meine ehemaligen Mitschülerinnen quiekten vor Begeisterung über so viel nackte Kopfhaut und martialisches Gebaren. Sie ließen sich in Kneipenklos von besoffenen Jungs vögeln, die SS-Runen auf den Hintern tätowiert hatten. Und die Friseure mixten das Wasserstoffblond tonnenweise.
Auch Mimi bleibt in der Rolle der Beobachterin und skizziert ein schonungsloses Bild der Peripherie. Zeit- und Lokalkolorit und popkulturelle Verweise zwischen Ost und West prägen den anschaulichen Bericht, den Manja Präkels ohne jede analytische Absicht anlegt. Sie bleibt bei subjektiven, kleinen Begebenheiten, spricht nie vom großen Ganzen und erzählt dabei letztlich doch von einer ganzen Gesellschaft. Als Mimi wiederholt von Rechten angepöbelt und als Zecke beschimpft wird, stellt sie ganz am Rande die Frage nach dem Warum: Die Sonne schien, pausbäckige Kinder schlenderten mit tropfenden Eiswaffeln an mir vorüber. [] Warum will ein Mensch an einem solchen Tage böse sein?
Gewidmet ist der Roman Ingo Ludwig, der 1992 von Nazis zu Tode geprügelt wurde. Ein Ereignis, das auch im Roman zur schockierenden Schlüsselstelle wird. Letztlich beantwortet der Text nicht die Frage, wo (rechte) Gewalt herkommt, sondern, wo sie zuschlägt. Am Ende, auf dem Begräbnis ihres Vaters, isst Mimi als Reminiszenz auf ihre Kindheit wieder Schnapskirschen mit Oliver/Hitler. Und ich begriff, dass von ihm keine Gefahr ausging. Nicht für mich. Die Fratze des Bösen, so zeigt der schonungslose Roman, ist eben oft nur das Gesicht des Jungen von nebenan.

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