Böse Schafe

Lange-Müller, Katja, 2007
Verfügbar Ja (1) Titel ist in dieser Bibliothek verfügbar
Exemplare gesamt 1
Exemplare verliehen 0
Medienart Buch
ISBN 978-3-462-03914-6
Verfasser Lange-Müller, Katja Wikipedia
Systematik U-Lit/ - Unterhaltungsliteratur
Schlagworte DDR, Deutschland, Liebe, Wende, Schicksal, Flüchtling, West-Berlin, U-Lit/Lan 001, 1987
Verlag Kiepenheuer & Witsch
Ort Köln
Jahr 2007
Umfang 204 S.
Altersbeschränkung keine
Auflage 4. Aufl.
Sprache Deutsch
Verfasserangabe Katja Lange-Müller
Annotation Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html);
Autor: Cornelia Gstöttinger;
Traurig-bittere Reminiszenzen an eine unglückliche Liebe zur Vorwendezeit. (DR)

Auslöser für ihr Zwiegespräch mit dem geliebten Du ist ein altes Schulheft, das der herzensguten Soja, Republikflüchtling und kein Kind von Traurigkeit, in die Hände fällt. Darin 89 Sätze, notiert von ihrem verstorbenen Freund Harry, einem Junkie und Ex-Häftling, während ihrer gemeinsamen Zeit - doch mit keinem Wort findet Soja Erwähnung. Noch einmal muss Soja - mittlerweile in den Vierzigern und, wie sie meint, verbraucht und dabei, sich aufzugeben - die Geschichte ihrer Freundschaft rekonstruieren, Worte für deren tragischen Verlauf finden und ihren Gefühlshaushalt analysieren - um endgültig Abschied von ihrer großen Liebe nehmen zu können. Wie ein Film läuft die Erinnerung ab: Vom ersten Augenblick an zu diesem unergründlichen Mann hingezogen, setzt sich die gutmütige Ostberlinerin für den drogensüchtigen Ex-Knacki ein und organisiert entschlossen seine Betreuungsgruppe, um ihn vor einem erneuten Gefängnisaufenthalt zu bewahren. Fast exakt in der Mitte des Romans dann der Schock: Harry - Soja unterhält eine leidenschaftliche Liebesbeziehung zu ihm - ist HIV-positiv. Mehr denn je bemüht sich Soja um den verschwiegenen Westberliner, der auch für den Leser undurchschaubar bleibt.
Präzise und ohne Schnörkel beschreibt Lange-Müller diese unglückliche Liebe im Berlin der 1980er Jahre und bedient sich dabei einer Sprache, die trotz der Tragik des Geschilderten jeglichen Kitsch vermeidet. An den umgangssprachlichen Jargon und die typisch berlinerischen Wendungen gewöhnt man sich relativ rasch, darf sich aber nicht an den kräftig-derben Ausdrücken und schlüpfrigen Szenen stoßen. Die Sprache nützt Lange-Müller - immer um Authentizität bei ihren Milieuschilderungen bemüht - stark zur Charakterisierung ihrer Figuren, die beide Außenseiter sind, aus der sozialen Unterschicht kommen. Der Vorwende-Roman der Berlinerin schaffte es auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises und wird sicherlich oft nachgefragt werden. Eine Anschaffung wert.

Leserbewertungen

Es liegen noch keine Bewertungen vor. Seien Sie der Erste, der eine Bewertung abgibt.
Eine Bewertung zu diesem Titel abgeben