Lotusfüße

Li, Kunwu, 2015
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Exemplare gesamt 1
Exemplare verliehen 0
Medienart Buch
ISBN 978-3-03731-137-0
Verfasser Li, Kunwu Wikipedia
Beteiligte Personen Schuler, Christoph [Übers.] Wikipedia
Systematik Comic - Comics, Graphic Novels, Mangas in versch. Sprachen
Schlagworte Geschichte, China, Frau, 20. Jahrhundert, Tradition, Jugendbuch, Kind, Historische Erzählung, Kulturrevolution, Comicroman, Deformierung, Fuß, Soziale Norm, Soziale Situation, Comic 027
Verlag Verlag bbb Edition Moderne AG
Ort Zürich
Jahr 2015
Umfang 127 S.
Altersbeschränkung keine
Sprache Deutsch
Verfasserangabe Kunwu Li. Christoph Schuler
Illustrationsang überw. Ill.
Annotation Quelle: 1000 und 1 Buch (http://www.1001buch.at/);
Autor: Christina Ulm;
Annotation: Am Beispiel einer Biografie wird von der jahrhundertealten chinesischen Tradition des Füßebindens und dem Untergang des feudalistischen Systems in China erzählt.
Rezension: Ist man arm, kann man sich die Füße nicht binden lassen. Hat man aber keine gebunden Füße bleibt man arm. Die alte chinesische Tradition des Füßebindens war eng mit dem sozialen Status und seiner Ausweglosigkeit verbunden. Das Idealmaß von 10 cm, also Schuhgröße 17, das durch Brechen und Biegen der Zehen bei jungen Mädchen erreicht wurde, gibt der Graphic Novel ihren Titel: Lotusfüße als Schönheitsideal einer verlorenen Kultur. Li Kunwu hat sich einem exemplarischen Leben unter den Einflüssen des alten Brauches gewidmet und zeichnet es vor dem Hintergrund radikaler gesellschaftlicher Umbrüche in China nach. Er erzählt von seinem ehemaligen Kindermädchen Chunxiu und setzt beim natürlichen Bewegungsdrang eines Kindes an: In kleinen Momentaufnahmen friert er ihre Bewegungen ebenso wie ihre Zukunftsaussichten ein, folgt ihr beim Spiel auf dem Markt und zwischen den Reisfeldern und setzt eine radikale Zäsur, als auch ihr die vermeintliche Chance gebundener Füße zu Teil werden soll. Li Kunwu geht mit der Dringlichkeit seiner Bilder nahe: In der schmerzhaften Prozedur, die ein Leben lang lähmt, zoomt er immer wieder auf einzelne Bewegungen, wie die Hände der erwachsenen Frauen, die zärtlich über die wertvollen, viel zu kleinen Schuhe streichen oder das schmerzerfüllte Gesicht von Chunxiu. Zurück bleibt ein gebrochenes Mädchen, das er in derselben Panelfolge zeigt wie die alte Frau, die aus ihr werden soll. Wer etwas werden will, muss leiden. [] Jetzt brauchst du nur noch auf eine große Sänfte mit acht Trägern zu warten, die dich zur Hochzeit mit dem Sohn eines reichen Mandarins bringt. Doch es kommt anders und Chunxiu wird zum zweifachen Opfer: Die Revolution stürzt die feudalistische Vergangenheit, bricht Traditionen und führt Frauen wie Chunxiu, eben noch begehrt, als Exempel einer unaufgeklärten Zeit vor.
Den breiten Zeithorizont Chinas setzt der Künstler aus zahlreichen kleinen Ausschnitten zusammen: Mit üppigem Tuschstrich vollzieht er den Wandel der kulturellen Ikonographien nach. Dabei setzt er auf die Darstellung von Architektur und Landschaft, vor denen er die Dialoge in Sprechblasen stellt, die ihrerseits von unterschiedlichen Wertesystemen erzählen. Erläuternde Fußnoten, die die unterschiedlichen Epochen Chinas ausdeuten, tragen zur lehrreichen Biografie bei, an deren Beispiel die Geschichte eines Landes erzählt wird.

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