Der Junge auf dem Berg

Boyne, John, 2017
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Exemplare gesamt 1
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Medienart Buch
ISBN 978-3-7373-4062-5
Verfasser Boyne, John Wikipedia
Beteiligte Personen Layer, Ilse [Übers.] Wikipedia
Systematik 7/ - Jugendbücher 12-15 Jahre
Schlagworte Freundschaft, Junge, Nachkriegszeit, Treue, Erster Weltkrieg, Jugendbuch, Zweiter Weltkrieg, Verrat, Hitler, Adolf, 1889-1945, Jude, 7/Boyn 002
Verlag Fischer
Ort Frankfurt am Main
Jahr 2017
Umfang 301 S.
Altersbeschränkung keine
Auflage 2. Aufl.
Sprache Deutsch
Verfasserangabe John Boyne. Ilse Layer
Annotation Quelle: 1000 und 1 Buch (http://www.1001buch.at/);
Autor: Isabelle Erler;
Bereits in Der Junge im gestreiften Pyjama hat der irische Autor John Boyle sich intensiv mit der Zeit des Nationalsozialismus auseinandergesetzt und durch die Augen des Jungen Bruno das unvorstellbare und unbegreifliche Verbrechen der Shoa tief spürbar gemacht. In seinem aktuellen Buch Der Junge auf dem Berg setzt er die Auseinandersetzung fort. Wieder stellt er ein Kind ins Zentrum, den siebenjährigen Deutsch-Franzosen Pierrot. Nach dem Tod seiner Eltern muss er die Heimatstadt Paris verlassen, um fortan bei seiner deutschen Tante Beatrix zu leben. Sie arbeitet als Hauswirtschafterin in Adolf Hitlers berühmtem Berghof im oberbayerischen Berchtesgaden. Dort, in einem der Zentren der faschistischen Macht, wird er intensiv und durch den Diktator persönlich mit dem unmenschlichen nationalsozialistischen Herrenmenschdenken konfrontiert. Auch er blickt, wie Bruno, mit kindlicher Naivität auf diese Welt, aber bei ihm führt sie dazu, dass er das Denken der Nazis unkritisch verinnerlicht. Zunehmend, Boyle beschreibt insgesamt neun Jahre Pierrots auf dem Berghof, breitet es sich in ihm aus. Es wird nicht hinterfragt, auch weil es subtil auf dem Vehikel der persönlichen Aufmerksamkeit, Zuwendung und Anerkennung des Führers fährt, an dem es Pierrot sonst so offenbar mangelt. Diese Verinnerlichung und blinde Hörigkeit drückt sich unter anderem aus im Leugnen seines jüdischen, besten Freundes Anshel und erreicht ihren schauerlichen Höhepunkt, als Pierrot Beatrix und ihren Freund als potenzielle Hitler-Attentäter entlarvt und beide den Tötungsversuch mit ihrem Leben bezahlen müssen. So groß ist die Hörigkeit und vielleicht ein wenig zu schwach gezeichnet das Vertrauen der Tante zu ihrem Neffen, das ihn möglicherweise hätte bewahren können , dass selbst dieses Ereignis Pierrot nicht verstehen lässt. Am Ende dieses Buches, das mit dem Ende des Kriegs und des Dritten Reichs zusammenfällt, lässt Boyle seinen Protagonisten und die LeserInnen mit diesem Verlust der Menschlichkeit zum Glück nicht allein. Vielmehr zeigt er, dass Pierrots verloren geglaubtes Herz keineswegs verloren ist. Er lässt ihn seinen alten Freund Anshel finden und sich seiner dunklen Geschichte stellen weil dies der einzige Weg ist.

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Quelle: bn.bibliotheksnachrichten (http://www.biblio.at/literatur/bn/index.html);
Autor: Elisabeth Zehetmayer;
Der verstörende Roman einer Verführung und des Verlusts kindlicher Unschuld zwischen Bergidylle und Nazikult, aus der Täterperspektive erzählt. (ab 12) (JE)
Für seinen jüngsten historischen Jugendroman wählte der irische Autor John Boyne ("Der Junge im gestreiften Pyjama") die Zeit vor und während des Zweiten Weltkriegs. Zu Beginn des märchenhaft betitelten Romans verliert der in Paris wohnhafte kleine Pierrot seine Eltern. Da ein Verbleib in der Familie seines jüdischen Freundes Anshel zu gefährlich scheint, landet er zunächst in einem Waisenhaus, wo der schmächtige Junge von anderen Kindern drangsaliert wird. Doch ein Brief ändert alles: Pierrots österreichische Tante Beatrix will ihn zu sich nehmen. Dieser Romanteil ist bewegend und glaubhaft geschrieben.
Hauptschauplatz des weiteren dramatischen Geschehens ist der in trügerischer Alpenidylle gelegene Berghof, Hitlers Sommerresidenz am Obersalzberg, wo Pierrots Tante als Haushälterin arbeitet. Unter dem direkten Einfluss von Adolf Hitler verwandelt sich der schüchterne, liebenswerte Waisenjunge im Laufe der Jahre zum glühenden Nationalsozialisten Peter und übt schließlich auch Verrat an den Menschen, die ihm am nächsten stehen.
Leider bleibt sein Romanheld Pierrot in diesem Teil eine blasse Figur, seine Wandlung vom empathischen Waisenkind in einen geltungssüchtigen Hitlerjungen ist schwer nachvollziehbar, da Boyne dem inneren Kampf seines Protagonisten zu wenig Beachtung schenkt. Problematisch erscheint mir vor allem das pseudorealistische Romanszenario: An sich hoch interessante historische Tatsachen und Persönlichkeiten sind mit frei erfundenen Figuren, Ereignissen und Gesprächsverläufen locker verwoben, sodass es viel eigener Recherchearbeit bedarf, um Fiktion und Realität klar unterscheiden zu können. Leider fehlen ein erläuterndes Personenregister und ein Literaturverzeichnis im Anhang. Auf der Verlagshomepage findet sich zwar weiterführendes Unterrichtsmaterial als Download, jedoch werden auch hier fragwürdige Passagen (wie die, wo der 12-jährige Peter die Planung polnischer Vernichtungslager protokollieren muss oder ein Attentat auf Hitler vereitelt) nicht aufgegriffen. John Boyne will anhand seines fiktiven Protagonisten die Verführbarkeit und Begeisterung der damaligen Jugend für den Nationalsozialismus aufzeigen. Diese Botschaft ist gut gemeint und unmissverständlich, jedoch werden die aufgeworfenen moralischen Fragen unbefriedigend beantwortet und Handlung wie Spannungsaufbau wirken zu konstruiert. Meines Erachtens wird auch Hitler zu wenig differenziert dargestellt, wodurch, entgegen der Intention des Autors, der "alte" Führer-Mythos verstärkt wird. Jugendliche ab 12 Jahren sollten diese streitbare, mitunter sehr schonungslose Lektüre nur in Begleitung eines Erwachsenen in Angriff nehmen.

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